Ich lebe vegan. - meine sechste Woche
6. Woche (14.03. - 20.03.2016)
„Und, wie viel hast du abgenommen?“ Diese Frage ist die mir am
häufigsten gestellte. Ich habe nicht mitgezählt, aber innerhalb meiner
bisherigen Fastenzeit formulierten viele Freunde, Kollegen und
Familienangehörige Worte mit eben dieser neugierigen Botschaft. Und weil es
offensichtlich für viele einen scheinbaren Zusammenhang zwischen veganer
Ernährung und Gewichtsreduzierung gibt, widme ich diesem Thema den ersten
Absatz. Zu allererst möchte ich die Frage subjektiv betrachtet beantworten. Abnehmen
ist nicht mein Ziel dieser Herausforderung. Ich möchte meinen Willen, Ehrgeiz
und meine Wider-standskraft testen und gleichzeitig neue Perspektiven im Leben
einnehmen. Raus aus dem Alltags-Ernährungs-Trott und hinein in eine neue Welt.
Jetzt folgt Part zwei: die sachliche Beantwortung. Wie viel habe ich
abgenommen? Gefühlt nichts. Wenn überhaupt, dann maximal 2 Milligramm. Es ist
ja nicht so, dass ich sieben Wochen lang gar nichts esse. Ich tausche nur aus
und ergänze. So enthalten Früchte durchaus viel Zucker. Und auch Nüsse und
pflanzliche Milchprodukte sind nicht ohne. Der Glaubenssatz, den offensichtlich
noch einige in sich tragen, stammt bestimmt aus früheren Zeiten, in denen das
Angebot an veganen Ersatzprodukten nicht so umfangreich war wie heute. Die
Supermärkte sind für den Bedarf eines Veganers ordentlich bestückt.
Steigen wir nun in meine letzte
Woche ein. Eh ich mich versehe, haben wir das Bergfest erreicht. Am Mittwoch
ist wieder Mädelsabend mit Sarah.
Wir kochen zusammen. Ich freue mich besonders, da diesmal nicht ich mir
ein Rezept raus gesucht habe. Ich liebe Überraschungen. :) Und diese ist, um schon mal
vorweg zu greifen, wirklich Gold wert. Wir kochen aus einem veganen Rezeptbuch
nach und geben unsere eigene Note hinein. Das Gericht heißt Teufelskartoffeln. Das Originalrezept stammt
aus dem GU-Kochbuch "La Veganista". Ihr könnt es auch auf kuechengoetter.de nachlesen.
So haben wir die Teufelskartoffeln zubereitet:
Ich habe 500 g festkochende
Kartoffeln geschält, in kleine Würfel geschnitten und in einer Pfanne mit Öl
auf mittlerer Stufe goldbraun gebraten. Währenddessen durften 1 Dose weiße
Bohnen in einem Sieb abtropfen. Meine Freundin hat sich um das Pesto gekümmert.
50 g Pinienkerne hat sie in einer kleinen Pfanne angeröstet. Hier müsst ihr aufpassen. Erst passiert ganz lange nichts und dann werden die Kerne recht
schnell braun. Sind sie erst schwarz, dann schmecken sie bitter. Daher aufpassen
und nicht festquatschen. ;) Die gerösteten Pinienkerne hat Sarah zusammen mit 1
TL Salz, 150 ml Olivenöl, 3 Knoblauchzehen und 2 Bund Basilikum in den Mixer
gegeben. Nach kurzer Zeit war das Pesto fertig. Wir konnten uns wieder den
Teufelskartoffeln widmen. Damit sie teuflisch wurden, mischten wir aus 3 TL
Tomatenmark, 6 EL Wasser, 3 TL edelsüßes Paprikapulver, 3 TL Pfeffer und Salz nach Belieben eine Art
Marinade. Diese gaben wir zusammen mit den weißen Bohnen zu den Kartoffeln in
der Pfanne. Nach ungefähr 2 Minute war alles feurig rot eingefärbt. Wir wuschen
den Rucola und gaben ihn direkt in die Pfanne zum Vermischen. Und dann konnten
wir auch schon anrichten. Auf die Teller kamen die Zutaten aus der Pfanne. Als
Topping träufelten wir das Pesto drauf. Nachdem wir widererwartend die doppelte
Zeit der Rezeptangabe gebraucht haben, können wir nun ein Fazit ziehen: Die
Teufelskartoffeln sind lecker mit einer angenehmen Schärfe! Ich kann es nur
empfehlen. Das Wohnzimmer riecht wahnsinnig stark nach Knoblauch. Aber das
macht uns nichts aus. Beim Essen stellen wir allerdings fest: In das Gericht
gehören Kichererbsen. Ups. Ich kann Ihnen aber sagen, mit weißen Bohnen
schmeckt es mindestens genauso gut.
Zum Nachtisch gibt es Schokolade und Gummitierchen. Endlich! Darauf
habe ich mich schon die ganzen Tage gefreut. Beim Einkaufsbummel am Montag habe
ich sie entdeckt und mir mit gutem Gewissen eingeredet: Zum Ende der Fastenzeit
darf auch mal eine etwas teurere, vegane Süßigkeit her. Ich bin gespannt. Zuerst
das vegane Fruchtgummi – auf
Apfelbasis mit Pfirsichgeschmack. Die Firma „Seitenbacher“ stellt es her. Es
riecht sehr intensiv nach Pfirsich, ist nicht zu süß und schmeckt ganz okay.
Die Fruchtsüße steht im Vordergrund. Es ist nicht zu leugnen, dass dies die
Sorte „Pfirsich“ ist. Ich kaue wie auf Weingummi. Weingummi-Fans kommen demnach
auf ihre Kosten. Ich persönlich bin kein Fan davon. Mich stört, dass die
Gummimasse in den Zähnen hängen bleibt. Die Gummihütchen eignen sich also eher
zum Lutschen.
Zutaten:
Apfelauszüge eingedickt, Geliermittel Apfelpektin, Pfirsich eingedickt,
Zitronensaft eingedickt, natürliches Aroma, Trennmittel Carnaubawachs.
Als zweites teste ich mich an die vegane Schokolade heran. Sie schmeckt wahnsinnig intensiv nach
Nougat. Ich persönlich meine heraus zu schmecken, dass es auf pflanzliche
Milch-Basis hergestellt wurde. Ich empfinde sie als nicht zu süß. Der Crisp in
der Schokolade ist toll. Lecker. Normale Schokolade kann sie dennoch nicht
ersetzen.
Zutaten:
Roh-Rohrzucker, Haselnuss-mark
23%, Kakaobutter, Reisdrink-pulver 11,5% (Reispulver, Sonnen-blumenöl, Salz), Haselnusskrokant 8%
(Roh-Rohrzucker, Haselnüsse,
Mais-Glukosesirup, Karamellsirup), Bourbon Vanilleextrakt.
Was für mich jetzt sehr
überraschend kam: Ich habe nach jeweils einem Stück der veganen Naschsachen
aufgehört. Das kenne ich nicht von mir. Ist die Packung angebrochen, beginnt
der Jieper. Heute nicht. Liegt das am veganen Naschi, dem langen Verzicht oder
woran? Keine Ahnung, aber es ist nicht schlimm.
Freitagabend fahre ich einkaufen.
Mittlerweile flitze ich gezielt durch die Regale des Supermarkts. Schon wie
selbstverständlich drehe ich die Lebensmittel um und studiere die Zutatenliste,
bevor sie in meinem Einkaufswagen landen. Nebenher landet viel Obst und Gemüse
im Korb. Das fällt mir auch an der Kasse auf. Beim Einkaufen entdecke ich eine
neue Tofu-Sorte: Nuss-Tofu. Das probiere ich nächste Woche!
Für Samstag schnüre ich mein
Care-Paket, denn es geht zur Familienfeier.
Große Feiern sind immer mit enormem Aufwand für den Gastgeber verbunden. Das
konnte ich erst letzte Woche am eigenen Leib erfahren. Und so bringe ich in
Absprache mit der Gastgeberin einfach meine eingefrorene Tofu-Chili-con-Carne
von letzter Woche mit. Zusätzlich packe ich mir Soja-Milch ein, denn ich weiß,
dass der Kopf mit Gedanken rund um die Organisation voll sein wird. Dass Milch
nicht vegan ist, kann schon mal vergessen werden. Sicher ist sicher. So genieße
ich meinen Kaffee ganz sicher nicht nur schwarz.
In der Nacht vom Samstag auf Sonntag sehe ich erstmals, wie meine Lebensweise
in meine Psyche einzieht. Ich habe
einen Traum. Erschreckend realistisch ist er. In diesem habe ich ein Produkt
mit Milch als Inhaltsstoff gegessen. Ich weiß nicht mehr, was für ein Produkt
es genau war, aber es geht um den bloßen Gedanken. Ich habe mich erschrocken,
nachdem ich von diesem Produkt abgebissen habe. Gleichzeitig hatte ich ein
schlechtes Gewissen und bin halb verzweifelt, weil ich so kurz vor dem Ziel
meinem Automatismus erlag. Ich habe nicht mehr darauf geachtet, was in den
Produkten enthalten ist. Dieser Traum wird mir am Frühstückstisch bewusst. Ich
finde es etwas gruselig und merke gleichzeitig, wie sehr mich das Thema „vegane
Ernährung als Verzicht“ offenbar auch unterbewusst beschäftigt.
Um die Woche mit einem leichten
Gericht abzuschließen, koche ich mir abends wieder ein
Pfannen-Salat-Kombi-Gericht. Diese gemüselastige Eigenkreation mit Cashew-Soja-Senf-Sauce ist super
lecker! Ich vermisse darin kein Fleisch.
So habe ich die Gemüse-Pfanne zubereitet:
Ich habe 3 Möhren geschält, in
Scheiben geschnitten und in Öl angebraten. Dazu kamen eine klein geschnittene
Paprika, gehacktes Rosmarin und 8 geviertelte Mini-Tomaten. Mit einem Mix aus 1
TL Senf, 2 TL Sojasauce, etwas Pfeffer nach Geschmack und 125 ml Wasser
Pfannengemüse habe ich alles abgelöscht. Abschließend fügte ich 5 in Scheiben
geschnittene Champignons, eine Prise Kurkuma und 1 TL Chashew-Mus hinzu. Rühren,
rühren, rühren. Und schon war es fertig. In einem tiefen Teller hab ich nun ein
paar Salatblätter gelegt und etwas zerkleinerte Basilikum- und Bärlauch-Blätter
drüber geben. Fertig. Mich haut insbesondere die Sauce um. Mit diesem Eindruck
und wohligem Gefühl im Magen lasse ich den Sonntag ausklingen.
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