Ich lebe glutenfrei. - Meine erste Woche


Ich lebe glutenfrei. - Meine erste Woche

1. Woche (01.03. - 05.03.2017)

Startschuss Aschermittwoch. Die Fastenzeit beginnt und ich gehe voll motiviert in meine erste, glutenfreie Woche. Die letzten Jahre haben mich Dank meiner Experimentier- und Verzichtsfreudigkeit zu dieser Zeit gut geprägt. Und so ist es für mich mittlerweile keine Qual oder große Umegwöhnung mehr, auf die Inhalts- und Nährwertangaben jeglicher Produkte zu schauen.

Der Wecker im Handy klingelt und nur bedingt kann ich glauben, dass das Leben ab heute ein wenig anders verläuft. Mein Tag beginnt am Frühtückstisch mit klein geschnittenem Obst, Quark, Honig und Nüssen. Heutzutage nennt man das dann Frühstücks-Bowl. Hübsch aufgeschichtet isst es sich doppelt so gern. Bis zum Mittag komme ich damit auch ganz gut über die Runden. In der Pause überlege ich dann schon, was es abends geben könnte. Ich habe Lust auf Gyros. Das reiht sich prima ein. Ich entscheide mich für die selbstgemachte Variante. Da bin ich auf der sicheren Seite, was die ganzen Inhalte angeht und weiß drum, dass meine Kollegen am nächsten Tag nicht unter meiner Knoblauchfahne leiden müssen. ;)

So geht selbstgemachtes Gyros für 2 Personen: Zuerst die Schnibbelarbeit. Ich befreie eine große Zwiebel von ihrer Haut, halbiere sie und schneide sie in dünne Streifen. Als nächstes zupfe ich von einem Zweig Rosmarin deren Blätter und hacke sie fein. Das war es für das erste. Jetzt erhitze ich in einer Pfanne etwas Öl und brate die Zwiebeln glasig an. Kurz danach kommen 600 g Schweinegeschnetzeltes hinzu. Und jetzt kommt das Wesentliche einer Gyros-Pfanne: die Gewürze. In meine Kreation kommen 2 1/2 EL edelsüßes Paprikapulver, 1 1/2 EL rosenscharfes Paprikapulver, 1 EL Oregano, eine Prise Zimt, 1 TL Koriander, 1 TL Kreuzkümel, 2 TL Salz, 1 TL Pfeffer und die bereits fein gehackten Rosmarinstücke. Das Ganze lasse ich so lange braten bis das Fleisch komplett durch ist. Nebenher bereite ich knoblauchfreies Tzaziki zu. Dafür vereinen sich Quark, Joghurt, Gurke, Gewürzgurke, Salz und Pfeffer. Fertig. Und sowas von gut! Ich habe mir geschworen, nie wieder auf Fertiggyros aus der Theke zurück zu greifen. Selstgemacht schmeckt einfach besser.


Der Donnerstag bricht an. Heute habe ich mich zum Mittag verabredet. Und anders als während meiner veganen Phase fallen mir durchaus viele Orte in Lübeck ein, wo wir essen gehen können. Die Wahl fällt auf Peter Pane. Das ist ein großartiges Restaurant, welches es versteht ebenso großartige Burger zu machen. Nebenbei kann man auch brotlose Burger bestellen. Passt. Auf meinem Teller sieht es zwar etwas sehr grün aus, aber ich kann euch beruhigen: unter dem ganzen Grünzeug versteckt sich lecker gebratenes Fleisch und Avocado. Ich werde also satt. ;)


Freitagnachmittag auf Arbeit: Das Mittag ist überbrückt und der Zuckerspiegel senkt sich rapide. Her mit den Snacks für zwischendurch! Doch Kekse oder waffelummantelte Ostereier stehen auf der Abschussliste. Meine Kollegen freuen sich über meine Portion extra sicher umso mehr. Meine Alternative ist Trockenobst: Aprikosen und Mangostreifen. Ich biete es den anderen an, aber der richtige Renner scheint es vergleichsweise nicht zu sein. Ein bisschen kann ich es verstehen. Aber die getrockneten Früchte sind auch wirklich gut. Und in der Stadt gibt es so viele verschiedene Sorten - zum Knabbern ideal. Damit hangel ich mich bis zum Abendbrot. Nach einem langen Arbeitsfreitag und dem Einkauf habe ich nicht wirklich Lust, in der Küche zu stehen. Ja, auch mir geht es mal so. Umso glücklicher bin ich, dass ich in diesem Jahr nicht auf Fleisch verzichte. Vor dem Supermarkt steht der Hähnchenwagen. Da geht mein Herz auf. Kurz vor Ladenschluss ergatter ich 2 halbe Broiler. Großartig. Zusammen mit fix zurecht geraspelten Gurkensalat ist das der Abschluss meiner Arbeitswoche.


Das Wochenende beginnt. Kurz nach dem Aufstehen stehe ich schon in der Küche, denn heute nachmittag sind wir zum Kaffee eingeladen. "Ich bringe Kuchen mit", höre ich mich noch laut und motiviert rufen. An die ganze Vorbereitung habe ich da noch gar nicht gedacht. Lange war auch nicht klar, was für ein Kuchen ich glutenfrei zubereiten kann. Immerhin ist sämtliches Weizen-, Dinkel- und Roggenmehl aus meiner Küche verbannt. Ich durchwälze das Internet. Pinterest ist da ein besonderer Liebling von mir. Und siehe da: ich stoße auf ein Rezept, das ich in abgewandelter Form super und gar nicht so kompliziert finde. Gleichzeitig sieht es schön aus. Das ist bei den Mehlalternativen oftmals gar nicht so einfach. Es gibt eine wunderbare glutenfreie Joghurt-Sahne-Torte mit Schoko-Nussboden. Ein echter Geheimtipp, sage ich euch! Das Rezept findet ihr hier.


Während die Torte fest wird, bereite ich ein gefundenes Rezept für glutenfreie Brötchen zu. Hier kommt ihr zum Original. Mir fällt besonders das Frühstück am Wochenende schwer, da ich hier die frischen Brötchen vom Bäcker liebe. Knusprig außen, fluffig innen - herrlich! Doch alle enthalten Gluten. Ich habe extra nochmal nachgefragt. Aber dieser Bäcker hat als einziges glutenfreies Produkt Baiser in seinen Regalen. Und das ist wahrlich kein Brötchenersatz. Ich probiere mich nun an selbstgemachten Alternativen aus. Meine heutiger Versuch besteht aus Buchweizenmehl, Amaranth und Leinsamen. Ich gebe zu, dass die Optik nicht 100%ig überzeugt. Aber sie duften und sind knusprig. Mein Fazit: Es geht. Glückseeligkeit klingt anders - schmeckt aber auch anders. Ich bin nicht ganz zufrieden mit meinem Ergebnis. Insbesondere am nächsten Tag schmecken sie einfach nur noch fest und klobig. Daher lasse ich euch den Link zum Original-Rezept hier. Meine Empfehlung bekommt es aber nicht. Auch das gehört zur Fastenzeit dazu. Es kann nicht alles auf anhieb klappen. Und zum Glück gibt es aufopfernde Leute wie mich, die das Rezept testen, bevor ihr am Ergebnis verzweifelt. ;) Ich trage aber noch Hoffnung in mir. Für die nächsten Wochenenden - so bin ich mir sicher - robbe ich mich so lange gedanklich durch die glutenfreien Regale bis ich eine zufriedenstellende Alternative für Frühstücksbrötchen finde.

Zum Samstagabend sind wir von der Familie zum Chinesen in Wismar eingeladen. Beim Buffet findet sich sicherlich etwas - so meine Gedanken vorweg. Da liege ich auch weiterhin richtig. Doch irgendwie trauert mein Herz (als auch Magen und Gaumen), dass ich alle panierten Dinge überspringen muss: keine knusprig ausgebackene Enten- und Hähnchenbrust, Sesambällchen, Garnelen, Fischstücke - und auch keine gebackenen Bananen. Meine Auswahl beschränkt sich auf 4 verschiedene, vorgefertigte Soßen mit Schwein oder Hähnchen, Reis und Pommes. Ich will nicht klagen, denn ich bin satt. Mein Blick schielt aber doch das ein oder andere Mal neidisch auf die anderen Teller. Dabei kann - oder auch muss - ich mir öfter eingestehenen, dass ich mir es ja selber ausgesucht habe. Tja. Das ist nunmal das Leiden der Fastenzeit - aber auch genau das, was ich herausfordern möchte. Den Glückskeks zum Schluss habe ich dann zwar noch geknackt, aber nicht gegessen. Halb so schlimm. So köstlich war das noch nie.

Am nächsten Morgen freue ich mich nicht wirklich auf meine glutenfreien Brötchen vom Vortag. Ich knabber sie aus Alternativlosigkeit, schwenke dann aber schnell auf die Tortenreste. :) Jetzt geht's mir besser.

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